Archäologisch Spielen – Einleitung

Um zu zeigen das es mit Nichten epischer Fantasy Rollenspielen bedarf, um ein Gespür dafür zu entwickeln, „archäologisch“ zu spielen, eine archäologische Perspektive einzunehmen und Spiele auf eine andere Art zu betrachten oder zu erfahren. Grundsätzlich funktioniert dies jenseits aller Genre Konventionen, ganz nach den Vorlieben des Spielers.

Was bedeutet es Archäologisch zu Spielen?

Ich würde es als ein ausloten von Möglichkeiten beschreiben. Als ein Bestreben dem Spiel so viele Perspektiven wie möglich abzugewinnen. Eine Bereitschaft, die Welt auf eigene Faust zu erforschen und gesehenes zu Dokumentieren.

Die meisten Spiele bieten ein Repertoire an Möglichkeiten welche weit über das Vorgegebene Maß an Handlungsmöglichkeiten und Spielzielen hinausgeht. Es bedeutet als die Welt zu begehen, zu erforschen und dabei wenn nötig die Vorgaben des Entwicklers, die primären Spielziele und Siegvorgaben zu ignorieren und, in einem etwas anarchistischem Sinne, die Welt , das Spiel und die Mechanik so zu nutzen wie es einem beliebt. Interessant hierbei sind die Entdeckungen die man machen kann z.B. hinsichtlich der Levelarchitektur, man kann sich in Randgebieten wiederfinden denen noch etwas Baustellenartiges anhaftet, die Aufschluss darüber geben können wie das Spiel modelliert wurde. Man kann Objekte und Bauwerke finden die mehr über Spiel und Spielwelt verraten oder gar Kommentare der Entwickler sein können.

Man kann seine Spielweise nicht den Primären Zielen unterordnen, man kann auf eine unorthodoxe Weise Spielen und versuchen so eine andere Perspektive durch differenzierteres Spielen erreichen. Also getreu dem Motto : Schaue nicht was die andern Spieler tun, finde deinen eigenen Weg und schreibe deine eigene (Spiel-) Geschichte. Interessant hierbei ist auch eine Beschreibung der Spielatmosphäre welche sich stark verändern kann je nachdem wo man sich im Spiel oder abseits des Geschehens befindet. Dieses zu dokumentieren und dabei auch die Reaktionen der anderen Spieler zu beachten würde ich als Grundvoraussetzungen für eine archäologische Spielweise betrachten. Eine ähnliche Einstellung sollte man auch an den Tag legen wenn man im QA Bereich (In der Spieleindustrie) tätig ist. Ich beziehe mich hier auf meine persönlichen Erfahrungen und auch auf den englischen Kurzartikel „Working as an Qarchaeologist“.

QA und Archäologie sind sich nicht unähnlich. Das gilt für die Arbeitshaltung, das Explorative, das Erforschen des Raumes und das Abschätzen bzw. die Rekonstruktion möglicher menschlicher Handlungen und die daraus resultierenden Konsequenzen. Das gilt für vergangenes, gelebtes leben ebenso wie auch für Handlungen welche sich innerhalb einer Spielumgebung konstituieren. Eine solche Spielweise offenbart auch Fehler („Bugs“) oder unfertige Passagen („Glitches“) welche von findigen Spielern ausgenutzt werden oder man entdeckt gar Bereiche eines Spieles welche noch nicht mit finalem Kontent gefüllt sind oder in denen gar die Gesetzmäßigkeiten der restlichen Spielwelt aufgehoben sind.

(In The Witcher 3 z.B. kann man von einem Berg getötet werden, wenn man ihn berührt oder die Figur verschwindet bis zum Hals im Texturenbrei, sollte der Spieler in solche Areale gelangen.) Dies können auch Bereiche sein die durch spätere Erweiterungen oder DLC’s zum Leben erweckt werden sollen – oder bei weniger erfolgreichen Spielen sollten.

Handelt es sich um Online Spiele so können Fehler dieser Art natürlich jederzeit ausgebügelt oder Areale gänzlich gesperrt werden. Hier ist die archäologische Dokumentation der einzige Weg diese Fehler mitsamt den daraus resultierenden Spielhandlungen zu dokumentieren. Gleiches gilt für die Meta Kommentare der Entwickler die dort zu finden sein könnten. Der archäologische Spieler muss also stets entdeckungsfreudig und experimentell vorgehen. Was ist möglich in Spiel XY oder wie kann ich Dinge erfahren, erleben, ausprobieren die dem Großteil. dem Mainstream der anderen Spieler verborgen bleiben? Um zu zeigen das es dabei keines bestimmten Genres oder Spiels bedarf möchte ich nun einige Beispiele vorstellen die mir während des Spielalltags der letzten Monate begegnet sind.