Verwendung von Archäologie in Spielen

Betrachtet man Archäologie und Computerspiele so gibt es verschiedene Ebenen welche relevant sind. Es gibt die inhaltlich-narrative Ebene welche sich auf ein archäologisches Thema beziehen kann oder bei welcher ein Archäologe gespielt wird. Hier stellen Film und Literatur ganz klar die Quelle der Inspiration dar. Vorbild waren hier zumeist die Indiana Jones Filme und ihre Derivate. Das gilt besonders für das Genre der Adventures. Hier wurden die Abenteuer des Archäologen erfolgreich auf das Medium Computer übertragen, angereichert mit Rätseln und Dialogen wird hier eine Geschichte erzählt, deren Nähe zu Buch und Film unverkennbar ist.[1] Sicherlich jedem bekannt dürfe auch die Figur der Lara Croft[2] sein. Hier handelt es sich um die weibliche Version von Indiana Jones. Seitens der Entwickler von Core Design wurde daraus auch nie ein Geheimnis gemacht, das man sich auf Grund fehlender Lizenzen für eine weibliche Protagonistin entschieden hatte. Der enorme Erfolg und die hohe mediale Aufmerksamkeit gab den Entwicklern Recht.

Neben narrativ-inhaltlichen Aspekten können auch Spielperspektive und Spielhandlung relevant sein um zu klären inwiefern archäologische Aspekte aufgegriffen werden.Die Frage ist wie verhält sich der Spieler und welcher Rahmen wird durch die Spielmechanik und das Spielinterface vorgegeben. Wie sich der Spieler mit der Spielwelt vertraut macht und auf welche weise Informationen weitergegeben werden, kann relevant sein, um zu klären ob der Spieler eine archäologische Perspektive einnimmt. Im Falle von „Tomb Raider“ handelt es sich um ein Actionspiel mit zeitkritischen Elementen. Es geht darum erfolgreich durch verschiedenste Areale zu navigieren. Das Spiel stellt in erster Linie Anforderungen an das Geschick und die Konzentrationsfähigkeit des Spielers. Das betrifft Aspekte des Kletterns und Findens  oder versuche Gegner (wilde Tiere und feindlich gesonnene Menschen) abzuwehren. Es geht bei diesen Spielen also weniger um die Artefakte selbst und das Einordnen und Entschlüsseln bestimmter Informationen. Der Weg ist hier das Ziel, das Artefakt die Belohnung. Auch das fehlende Inventar unterstreicht die Ausrichtung hin zu leicht konsumierbaren Geschicklichkeits- und Action-Sequenzen. Hier muss keine Welt und die ihr innewohnende Geschichte erforscht und interpretiert werden, wie dies Beispielsweise bei „The Elder Scrolls V: Skyrim“ der Fall ist. Archäologische Aspekte des Handelns können also typologisierender und archivierender Natur sein. Man muss den Objekten, Gegenständen und Artefakten welche man innerhalb der Spielwelt entdecken kann einen Sinn geben. Man muss diese interpretieren und so benutzen, dass man sich auf dieser Grundlage besser in der Spielwelt zurecht findet. Man muss diese kombinieren, herausfinden welche Objekte zueinander passen und Analogien herstellen.

Des Weiteren muss man diese Objekte und Informationen archivieren und man muss selektieren was von Nutzen sein könnte. Spielen wie Open World Rollenspielen ist es gemein, dass diese über ein ausgeklügeltes Inventarsystem verfügen. Es geht auch darum die Spielfigur, den Avatar, sinnvoll mit Objekten wie Ausrüstungsgegenständen, d.h. Kleidung, Waffen und Schmuck auszustatten. Gleiches gilt auch für Informationen welche in Textform an den Spieler weitergegeben werden. In „The Elder Scrolls V: Skyrim“ beispielsweise existieren hunderte von Büchern, welche eine ganze Mythologie bereitstellen. Geschichten und Legenden zu allen Aspekten menschlichen Lebens welche in die Spielwelt hineinprojiziert werden und helfen den Spieler mit der Welt vertraut zu machen, und schaffen somit Möglichkeiten der Identifikation. Auch ist der Spieler aktiv an dem Prozess der Nachforschung, dem Aufklären der schriftlich überlieferten Mythen beteiligt. Es werden Gräber bekannter Würdenträger entdeckt und legendäre Orte aufgespürt. Diese Handlungsebene hat klar archäologische Dimensionen. Eine weitere reichhaltige Quelle der Nachforschung ist ästhetisch-ikonografischer Natur. So sind in Spielen wie „The Elder Scrolls V: Skyrim“, „Dark Souls“ oder „World of Warcraft“ die Landschaften des virtuellen Raumes auch stets historische Kulturlandschaften. Die Welt ist voller Spuren der Vergangenheit und gleich unseren Landschaften. Spuren vergangenen Lebens, Ruinen und Grabstätten und Monumente gehören zum Landschaftsbild dieser Spielwelten dazu und sorgen für Glaubwürdigkeit und Authentizität. Authentisch wirkt diese auf Grund der Konsistenz der Spielwelt und deren Geschichte und der Überprüfbarkeit der Zeugnisse vergangener Epochen.

Verglichen mit der realen Geschichte muss man jedoch feststellen, dass es sich um eine Mischung bekannter Epochen und Stile handelt welche in der Spielwelt arrangiert sind. So kann es sein das Antikes mit mittelalterlichem, nordische mit südamerikanischer Architektur gleichzeitig nebenher existiert. Selbiges gilt auch für Waffentechnologie und Kleidung. Gerade bei „The Elder Scrolls V: Skyrim“ finden wir uns in einer Art Mittelalter wieder, welches stark geprägt ist durch die Moderne und Elemente der Aufklärung. Das Mittelalter wie wir es dort antreffen, gleicht einer Rezeptionsgeschichte die bekannte Darstellungen historischer Epochen aus den Unterhaltungsmedien rezitiert nebeneinander arrangiert. Die Kultur stellt sich als eine Mischform aus prähistorischen, antiken mittelalterlichen und modernen Elementen dar, welche hier gleichzeitig nebeneinander existieren können Wichtig ist auch das Entwicklungsmoment des Spielers. Es entspricht einer linearen Entwicklung: Ausgangspunkt ist eine einfache primitive Ausstattung des Spielers, welcher über sehr wenig Informationen über die Spielwelt verfügt und wenig bis keine Erfahrung hat im Umgang mit den Elementen dieser virtuellen Spielwelt. Der Spielcharakter ist zudem wenig bis gar nicht spezialisiert und entwickelt sich im Laufe des Spiels zu einem Experten auf verschiedensten Wissensgebieten und Praktiken. Es lohnt sich des Weiteren auch auf die Spiele zu achten, in welchen die Archäologie oder Archäologen selbst zu finden sind und zu Akteuren innerhalb der Spielwelt werden. So treffen wir in „The Elder Scrolls V: Skyrim“ ebenso auf Archäologen wie auf Ausgrabungsstätten und man kann sich aktiv am Bergen von Artefakten beteiligen. Mit diesem aktuellsten Teil der Serie möchte ich auch beginnen und vorher noch etwas zur Entstehungsgeschichte der Serie sagen.


 

[1] vgl. Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, Lucasfilm Games 1989,

Indiana Jones und die suche nach Atlantis, Lucasfilm Games 1992.

[2] Vgl. Tomb Raider Serie, 1996-2014.