„World of Warcraft“ gehört zu den erfolgreichsten Multiplayer Titeln auf dem Markt und gilt schon seit Jahren als Referenz im Bereich der Online-Rollenspiele. Anders als bei „The Elder Scrolls V: Skyrim“ handelt es sich hier um ein Spiel was zwingend eine Internetverbindung voraussetzt. Das Spiel wurde am 23. November 2004 veröffentlicht und gehört mit mehr als einer Milliarde Dollar Umsatz jährlich (Auf dem Höhepunkt der Popularität) zu einem der lukrativsten Unterhaltungsmedien unserer Zeit und hält den Guinness-Weltrekord für das beliebteste Multiplayer-Online-Rollenspiel.
Für Online Rollenspiele muss permanent neuer Inhalt generiert werden, was bedeutet das auch Information und Wissen welches es über diese Welt zu erlangen gilt im selben Maße an Komplexität gewinnen. Die Fantasy Welt zielt dabei nicht auf Realismus ab sondern verwendet einen einem Comic ähnlichen Grafikstil.
Nichts desto trotz verfügt die Spielwelt mittlerweile über einen beachtlichen Umfang. Sie enthält eine eigene Mythologie welche durch die Entwickler, eine starke Community und Autoren aus dem Bereich der Unterhaltungsliteratur erdacht wird. Auch hier gilt es sich die Welt mittels erfüllen von Aufträgen und dem sammeln von Gegenständen langsam zu erschließen. Jede Region hat ihre eigene Geschichte welche man verfolgen kann. Artefakte und andere Objekte werden aufgesammelt und entschlüsselt, archiviert und modifiziert. Zahlreiche Bücher können entdeckt werden welche die Welt mehr und mehr entschlüsseln. In den Foren der Community werden Fragen beantwortet und über die Zusammenhänge und Artefakte dieser Welt diskutiert. Schon früh im Spiel trifft man auf Archäologen und ihre Ausgrabungsstätten.
Am 7. Dezember 2010 wurde die dritte Erweiterung „Cataclysm“ veröffentlicht und mit dieser der Beruf des Archäologen eingeführt. Die Spieler sind in der Lage neben den Haupteigenschaften und Merkmalen des Charakters weitere Spezialisierungen wie z.B. Berufe zu erlernen. Das Spiel bezieht sich auf die reale Arbeitswelt und bildet diese rudimentär ab. Ein mögliches Arbeitsfeld ist die Archäologie. Mittlerweile verfügt die Spielwelt über zahlreiche Ausgrabungsstätten, welche ausgeplündert werden können um Gegenstände zu erhalten und Fortschrittspunkte zu generieren. Meine Recherche im WOW Wiki[1] hat ergeben das nicht weniger als 255 Ausgrabungsorte, verteilt auf 5 Spielregionen, erforscht werden können. Jede der 12 Rassen des Spiels verfügt über eine eigene spezifische materielle Kultur welche u.a. auf dem Internetportal wowdigs.com[2] dokumentiert ist. Eine klare Abgrenzung der Kulturen wie sie Gustaf Kossinna im Rahmen seiner siedlungsarchäologischen Methode propagierte.[3] Auch wird der Archäologe im Spiel mit dem entsprechenden Handwerkszeug ausgestattet. Neben Ausrüstungsgegenständen wie Schaufeln und Spitzhacken verfügt der Archäologe im Spiel auch über verschiedene Vermessungs- bzw. Ortungswerkzeuge.
Die Nivelliergeräte dienen dazu, Entfernung und Richtung der zu bergenden Objekte zu erfassen. Es gibt also zahlreiche gewollte Parallelen zur Archäologie welche den Spielern einen gewissen Eindruck davon vermitteln wie archäologische Arbeit, oberflächlich betrachtet aussehen könnte. Den Spielern wird die Möglichkeit geboten, sich das Spiel ein wenig archäologisch zu erschließen. Die entdeckten Artefakte (Fragmente) können anschließend entziffert und zusammengefügt werden. Der Archäologe erhält automatisch ein Ausgrabungstagebuch, welches dazu dient Forschungsergebnisse zu dokumentieren und Forschungsziele zu formulieren. Die geborgenen Fragmente werden mit der Zeit zu vollständigen Artefakten zusammengesetzt welche auch vom Spieler genutzt werden können. Des Weiteren erhält der Archäologe Informationen über die Hintergründe der Spielwelt wenn sog. „Geschichtsobjekte“ geborgen werden. Die Informationen werden durch die in Bildungszentren (Bibliotheken, Museen, Universitäten) anzutreffenden „Lehrenmeister“ bereitgestellt. Auch das Restaurieren von Objekten gehört zu den Aufgaben des Archäologenberufs. Die „Lehrenmeister“ widmen sich dem Studium alter Völker und erzählen die Geschichte zu jedem geborgenen Artefakt. Die Einbindung der Berufsklasse „Archäologe“ und die Beliebtheit dieses Berufes (zu sehen anhand zahlreicher Wikis und Foren welche sich mit dem Verständnis dieser Berufsklasse als Teil von auseinandersetzen) wollen eine Nähe zwischen archäologischer Erkenntnisgewinnung und explorativer Erschließung ihrer virtuellen Spielwelt herstellen, was nur zum Teil gelingt. Scheinbar gefällt vielen Spielern die Vorstellung in die Rolle eines Archäologen zu schlüpfen. Gerade explorative Spiele machen sich das Klischee des Abenteurers gerne zu Nutze.Die Popularität des Archäologenbildes in den Unterhaltungsmedien dürfte sicherlich ein wichtiger Grund dafür sein. Computerspiele sind immer auch ein Rezitieren gängiger Medien auf Grund ihrer Nähe zu Film und Buch. Konsumenten werden angesprochen durch die Möglichkeit ihre eigene Sozialisation durch Unterhaltungsmedien, ihre Erfahrungen im Computerspiel in neuem Kontext wieder erleben zu können. Matthias Mertens spricht in diesem Zusammenhang davon, das Spiele als eine mediale Erfahrung von Medienerfahrung zu begreifen sind, und anmuten wie eine Reise durch das eigene popkulturelle Gedächtnis (vgl. Vgl. Mertens 2007). Ein Umstand den man bei „World of Warcraft“ sicher nicht von der Hand weisen kann.
[1] Vgl. http://www.wowwiki.com/Archaeology_locations, 15.12.2014.
[2]Vgl. http://www.wowdigs.com/artifacts.htm, 15.01.2015.
[3] vgl. Jankuhn 1976, S.2.